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Von der Wildrebe zur Kulturrebe an der March

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Im September 1999 findet im Urgeschichtlichen Museum Stillfried ein archäologisches Ereignis statt: Die Wissenschafterin Marianne Kohler-Schneider von der Universität Wien präsentiert zwei ca. 3.000 Jahre alte Traubenkerne. Gefunden werden sie bei Grabungen auf Stillfrieder Boden unter verkohlten Pflanzenresten. Dies ist der älteste Nachweis von kultivierten Weinreben in Österreich – und einer der ältesten in Mitteleuropa. Ob die Menschen an der March zur Spätbronzezeit aus den Weintrauben schon Wein gekeltert haben, ist nicht gesichert. Die Traubenkerne sind der Rebe Vitis vinifera zuzuordnen. Auch jenseits der March kultiviert man diese Wildrebe. Bratislava gilt als das älteste „Weindorf“ der Slowakei. Damals dürfte auch der Kulturwein bekannt gewesen sein. Seine Herkunft liegt in Vorderasien. In den heutigen Ländern Irak und Georgien lässt sich 5000 v. Chr. der Anbau von Wein nachweisen. Die kultivierten Weinreben könnten durch den Handel mit dem Mittelmeerraum entstanden sein. Die Verbindung nach Stillfried führt über die Bernsteinstraße. Mit dem Warenverkehr kommt es zum kulturellen Austausch. Eine Bronzetasse aus dem Gräberfeld der Weinkerne weist Ähnlichkeiten mit Gefäßen aus Italien auf. Sie dürfte zu einer Weingarnitur gehört haben. Als „Stillfrieder Tasse“ ist sie in Fachkreisen bekannt und ein früher Markenartikel von Österreichs ältestem Weinort.