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Ein grenzenloses Europa über die March hinweg

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Eine Gebührentabelle aus dem Jahr 1469 zeugt vom frühen Austausch von Waren über die March hinweg zwischen den Gemeinden Drösing und Veľké Leváre. 180 Jahre später verkehren regelmäßig Fähren. Menschen, Kutschen und Heuwägen treiben auf einer großen Plätte von Ufer zu Ufer. Geflügel und Gemüse wie auch Schnittholz von den Sägewerken kommen in das Weinviertel. Im Gegenzug holen slowakische Wirte Wein aus Österreich. Drösinger pendeln zu Äckern und Feldern jenseits der March. Die Arbeit in den Weingärten ist ohne slowakische Helfer nicht zu schaffen. In den 1870er Jahren kommen Brückenpläne auf. Doch für ihre Umsetzung fehlt das nötige Geld. Zur Legende bringt es das Gasthaus Fradinger an der Drösinger Überfuhr. Dort kehren die Fuhrleute ein, es ist Stammlokal der Slowaken, hier werden auch Arbeiten vermittelt. Mit dem schrankenlosen Grenzverkehr ist es 1918 vorbei. 1945 wird der Fährverkehr gänzlich eingestellt. Nun durchschneidet der Eiserne Vorhang die nachbarlichen Bande, eine befremdliche Stille hält Einzug. „In der Zeit des Kalten Kriegs war nichts los“, erinnert sich Ewald Strohmayr aus Drösing. Er kann seelenruhig sein erstes Auto unversperrt im Freien stehen lassen. Lediglich 1968 durchdringt Flugzeuglärm die Abgeschiedenheit, als Truppen des Warschauer Pakts den Reformen der tschechoslowakischen Parteiführung ein Ende setzen. Seit 1989 ist wieder Leben an der alten Grenze eingekehrt.