Der 30. Dezember des Jahres 1989 ist für die Bewohner der Nachbargemeinden Moravský Svätý Ján und Hohenau ein besonders freudvoller Tag. Der Künstler Jozef Chrena hält seine Eindrücke vom „Silvestermarsch der Freiheit“im Tagebuch fest: Etwa 15.000 Menschen marschieren zur March, begleitet von Krankenwagen, Feuerwehrautos, Bussen und Blasmusik. Am österreichischen Ufer der March werden sie von 500 Nachbarn aus Hohenau willkommen geheißen. Österreichische Beamte legen mit Booten am slowakischen Marchufer an. Sie bringen Südfrüchte als Zeichen der Freundschaft mit, von den slowakischen Nachbarn werden sie mit Brot und Sliwowitz begrüßt. Zum ersten Mal nach Jahrzehnten begegnen sich wieder die Nachbarn an der March. Viele können es nicht so recht glauben. Nachdem 1951 die 11. Grenzschutzbrigade Bratislava als Militäreinheit unter Prager Kommando für die hermetische Schließung der Staatsgrenze mit todsicheren Verschärfungen Jahr für Jahr sorgt, wird das Marchufer zu einer unzugänglichen Zone. Doch mit dem ersten Durchschneiden des Stacheldrahts weiter südlich an der ungarischen Grenze zu Österreich im Mai 1989 werden in den Köpfen der Slowaken Freiheitsgedanken virulent. Gut ein halbes Jahr später rückt man auch an der tschechoslowakisch-österreichischen Grenze mit Bolzenschneidern zur Demontage des Eisernen Vorhangs an.